Für einen Vortrag zu dem Thema „Christenverfolgung heute“ konnte die Kolpingsfamilie Bensheim Dr. Emeka Ani gewinnen. Er ist Psychotherapeut, verheiratet und Vater von zwei Kindern. Er stammt aus Nigeria, lebt bereits seit einigen Jahren in Deutschland und wohnt jetzt in Frankfurt.

Dr. Ani ist Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) als Vertreter des Bundespastoralrats der Katholiken anderer Muttersprachen. Der Bensheimer Kolpingbruder Manfred Speck, ebenfalls Mitglied im ZdK, hatte den Vortrag vermittelt.
Dr. Ani stellte in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen die Situation in seinem Heimatland Nigeria, dem mit 220 Millionen Einwohnern bevölkerungsreichsten und auch – trotz weitverbreiteter Korruption - wirtschaftlich stärksten Land in Afrika. Die Wirtschaftskraft beruht hauptsächlich auf der Rohölförderung im Süden des Landes.
130 verschiedene Stämme leben in dem Land. Diese ethnische Verschiedenartigkeit sei jedoch nicht der Grund für die Zerrissenheit und schlimme Situation, die schon seit langem in Nigeria vorherrscht, so Dr. Ani. Vielmehr seien es religiöse Gründe, die dafür ausschlaggebend seien.  Etwa 60 % der Bevölkerung sind christlichen Glaubens, 40 % sind Muslime, die hauptsächlich im Norden Nigerias leben. Es sei bereits in der Vergangenheit oft zu Streitigkeiten zwischen den Religionsgruppen gekommen. Seit der Einführung der Demokratie – Dr. Ani: „Keine Demokratie nach europäischen Maßstäben.“ – in Nigeria 1999 hätten aber Islamisierungstendenzen im ganzen Land zugenommen. So wurde auf Druck islamischer Gruppen in den Bundesstaaten im Nordteil des Landes die Scharia eingeführt.
Geradezu von einem „Kreuzgang des Terrorismus“ müsse man sprechen bei dem brutalen und Menschen verachtenden Vorgehen der Terrormiliz Boko Haram gegenüber Christen und christlichen Einrichtungen. So habe diese Organisation schon 500 Kirchen, Schulen und Krankenhäuser zerstört und viele Priester, Seminaristen und Glaubensangehörige ermordet. Dr. Ani erinnerte auch an die Entführung der 256 Schülerinnen einer Mädchenschule in Chibok. Diesem marodierenden Treiben Einhalt gebieten könne und wolle weder die Polizei noch das Militär, zumal beide staatlichen Organe zumeist von Muslimen beherrscht würden. Vielmehr infiltriere Boko Haram mehr und mehr den christlich geprägten Süden des Landes, wo sich auch die Ölquellen befinden.
Boko Haram habe sich gerade das wirtschaftlich starke Nigeria vorgenommen, um dort und in den bereits in Mitleidenschaft gezogenen Nachbarstaaten die Oberhand zu gewinnen und – so Dr. Ani – letztlich das Christentum auszurotten.
Dr. Ani erläuterte mit einigen Schaubildern seine Ausführungen und beantwortete gerne Fragen aus dem Publikum. Er hoffe sehr, dass es zu einer friedlichen Lösung der derzeitigen Situation in Nigeria komme. Dazu beitragen könnten neben politischen Bemühungen besonders auch die christlichen Kirchen und ihre Organisationen, die den Focus auf dieses Land richten müssten. Da die Hilfe vor Ort immer noch die beste für die betroffenen Menschen sei, habe er die Gründung einer Stiftung beantragt und wolle vor Ort die Menschen in Nigeria direkt unterstützen.
Der Vorsitzende der Kolpingsfamilie Dr. Josef Roesch bedankte sich bei Dr. Ani für seinen Vortrag mit einem Weinpräsent. Dazu erhielt Dr. Ani noch die von den Kolpingschwestern und Kolpingbrüdern zur Verfügung gestellten Spendengelder zum Einsatz in seinem Heimatland.