„Einer Rebe, einer Geiß, wird es nie zu heiß“ – so Heinrich Hillenbrand auf der diesjährigen Weinlagenwanderung der Bensheimer Kolpingsfamilie. Dieser alte Winzerspruch bekommt in diesem heißen und trockenen Sommer eine ganz besondere Bedeutung. Denn die Rebstöcke wurzeln sehr tief, so dass sie noch in 8 – 10 m auf Wasser stoßen und nicht wie andere Pflanzen verdorren.


Alljährlich führt Kolpingbruder Hillenbrand die wander- und weinfreudigen Kolpingmitglieder durch verschiedene Weinlagen an der Bergstraße. Dieses Mal ging es für die mehr als 30 Mitwanderer – zunächst wegen der großen Hitze schweißtreibend - durch die Kalkgasse hinauf auf den schattigen Waldweg zum Schönberger Sportplatz und von dort durch die Weinparzellen des Herrnwingert zur Hütte des Lions Clubs.

Zwei Stopps in der Kalkgasse wurden zu einer kleinen Weinprobe genutzt. Zunächst war ein Souvigniere Gris - eine Neuzüchtung – und später dann quasi als altersmäßiger Gegenpol ein roter Riesling – eine alte Kulturrebsorte, die seit einigen Jahren an der Bergstraße wieder angebaut wird, - im Probierglas. Hillenbrand gab als Weinfachmann nicht nur Erläuterungen zu den beiden Weinen, sondern auch zu allen möglichen weinwirtschaftlichen Fragen wie etwa Bodenbeschaffenheit, Klima, Wachstum und Bearbeitung der Reben (z. B. Minimalschnitt) bis hin zum Weinausbau und zur Vermarktung. Als langjähriger Leiter des Staatsweingutes, das in der Kalkgasse neben der Stadt hauptsächlich belegen ist, hielt er zudem einen kurzen Rückblick auf das Flurbereinigungsverfahren am Kirchberg (1980-82), das trotz damaliger Bedenken in Teilen der Bevölkerung schon kurze Zeit danach als absolut gelungen empfunden wurde. Hinsichtlich der Neuanlagen in diesem Bereich sei von einem Investitionsbetrag von ca. 25-30.000 € pro Hektar auszugehen, wobei wegen der besseren Bewirtschaftung die Zeilenabstände heute 2 m (früher 1,20 m) betragen.

Nach dem schattigen Waldweg erreichte die Wanderschar schließlich am Schönberger Sportplatz den Herrnwingert, eine 10 ha große Weinlage, die früher dem Grafen zu Erbach-Schönberg gehörte, heute dem Land Hessen, und vom Staatsweingut bewirtschaftet wird. Dort auf der Höhe lädt die Hütte des Lions Clubs zum Verweilen ein. Der Lions Club hat im Rahmen des Flurbereinigungsverfahrens in Auerbach die früher vom Staatsweingut genutzte und unterkellerte Hütte umgebaut.

An der Hütte wartete schon Rabea Trautmann, Winzerin und Betriebsleiterin des Weingutes Schloss Schönberg. Sie stellte das Weingut, das eng mit der Sektkellerei Griesel verzahnt ist und Weinberge in der Auerbacher und Zwingenberger Gemarkung bewirtschaftet, vor und hatte dazu auch drei Weine – Müller-Thurgau, Weißburgunder und Riesling, alle trocken ausgebaut - zum Verkosten mitgebracht. Frau Trautmann stellte die Besonderheiten der Weine heraus und beantwortete charmant die Fragen der Kolpingschwestern und –brüder zum Ausbau der Weine und zum Weingut. Dabei ging sie auch auf die unterschiedlichen Erfordernisse bei der Sektherstellung und beim Weinausbau ein. Ausgebaut und verkauft werden die Weine „Schloss Schönberg“  übrigens  am Griesel. Zu ihrer Person bemerkte sie, dass sie erst Landschaftsarchitektur studiert, dann aber ihre Liebe zum Wein entdeckt und eine Ausbildung zur Winzerin absolviert habe. An ihrer jetzigen Aufgabe reize sie besonders die Selbständigkeit beim Aufbau des neuen Weingutes.

Da die Lese in diesem Jahr schon begonnen hat und auch an diesem Tag Trauben gelesen wurden, musste sich Frau Trautmann nach den drei Proben verabschieden und zur Winzerarbeit zurückkehren. Heinrich Hillenbrand als „Altwinzer“ dankte der „Jungwinzerin“ mit einem Präsent für ihre Ausführungen und die Zeit, die sie sich trotz der anstehenden Arbeit genommen hatte.
 
Auch der Vorsitzende der Kolpingsfamilie Dr. Josef Roesch bedankte sich bei ihr und zum Schluss bei Heinrich Hillenbrand für die wiederum gelungene Weinlagenwanderung und die fachkundige Führung sowie bei Gertrude und Peter Hillenbrand für den Transport der Weine.